Einmal am Nasenring durch die Moschee – Jörg Meuthen zum Gespräch bei der Ahmadiyya-Gemeinde

Döner und Blamage

Jörg Meuthen isst gerne im Dönerladen und macht oft und gerne Urlaub in der Türkei. Dass wissen wir seit der FOCUS im Mai über dessen Besuch in der Qamar-Moschee in der Nähe von Stuttgart berichtete. Ein Streitgespräch mit Herrn Mohammad Dawood Majoka, Vorstand der dortigen Gemeinde, war vorgesehen.

Ob Herr Majoka die Liebe zum Döner zu würdigen weiß, ging aus der Reportage nicht hervor – die türkischen, sunnitischen Muslime liegen nicht unbedingt auf der Wellenlänge der Ahmadiyya. Der Döner-Beschwichtigungsversuch Meuthens steht allerdings beispielhaft dafür, wie entsetzlich unbedarft und unvorbereitet Meuthen zu dem Gespräch erschien. Für den Vorsitzenden einer Partei, die sich Kompetenz in Sachen Islam-Kritik zuschreibt, könnte die Blamage nicht größer gewesen sein. Zu einem Disput mit einem professionellen Hüter des Islam mit ein paar Allgemeinplätzen aufzuwarten, ist geradezu einfältig.

Nasenring

Es kam, wie es kommen musste: Meuthen ließ sich von Majoka am Nasenring durch die Moschee führen. Nicht die lapidarsten Finten Majokas war er zu kontern in der Lage. Offensichtlich sind Meuthen nicht einmal die banalsten Manöver des muslimischen „Dialogs“ geläufig. So etwa, dass Muslime immer wieder beim Versuch, den Islam gegen die Behauptung, er fördere Gewalt, zu verteidigen, beschwören, „Islam” bedeute Frieden, was schlichtweg falsch ist. Vielleicht kann sich Herr Meuthen diesbezüglich von seinen Mitarbeitern bei Gelegenheit mit landläufig bekannten Sachinformationen versorgen lassen.

Man muss kein Religionswissenschaftler sein, vielmehr heikle Gespräche einfach nur fleißig vorbereiten, um ihnen einigermaßen gewachsen zu sein. Davon konnte bei Meuthen nicht im entferntesten die Rede sein. Und so ließe er sich gleich zu Beginn des Gesprächs ordentlich hinter die Fichte führen. Dort platzierte Majonka eines der Standart-Argumente der Ahmadiyya: „Die Ahmadiyya-Muslim-Jamaat ist eine Reformbewegung im Islam!“ Nicht nur dem Kenner der Bewegung ist dieser Satz geläufig, er gehört zu Selbstinszenierung der Ahmadiyya. Unter einer Reform versteht die Bewegung keinesfalls einen aufgeklärten oder liberalen Islam, sondern die Wiederherstellung des Islam nach dem Medina-Modell, einer alten Form des Islam mit der Einheit von Religion und Politik sowie Allah als oberstem Gesetzgeber.

Meuthen „kannte diese Ausrichtung nicht“, wie er betonte – also weder die vorgetäuschte noch die tatsächlich. In dem Gespräch ließ er sich fortan in die Defensive drängen, fiel auf die von Majoka beherrschte Rhetorik herein, die im Wesentlichen auf dem Gebrauch der Scheinalternative Extremismus versus „moderater“ Ahmadiyya-Islam fußte.

Nicht einmal einfaches Hintergrundwissen

Zu praktisch sämtlichen Aspekten fehlte Meuthen einfaches Hintergrundwissen. Er vergab somit eine brillante Gelegenheit, die Ahmadiyya zu entlarven. Was hätte nicht alles auf den Tisch gehört!

Mitglied der Ahmadiyya wird man durch Geburt bzw. durch das „Bai-at“, ein archaisches Unterwerfungsritual, das zu lebenslangem Gehorsam verpflichtet. Hierzu gehören Pflichtzahlungen, die zur außergewöhnlichen Finanzkraft der Führungselite, die mit Spezialausbildungen u. a. für die Gesprächsführung mit Politikern vorbereitet wird, beitragen. Das ist alles andere als eine moderate Ausrichtung.

Majonka bestritt politische Ambitionen der Ahmadiyya. Das politische Ziel der Ahmadiyya ist jedoch die Einrichtung einer „gerechten [am Islam orientierten] Ordnung“ und die Einrichtung des Kalifats mit Scharia-Recht. Nebenbei bemerkt, nimmt die Frau in der Bewegung die für den Islam übliche Stellung ein.

Zur Islamisierungsstrategie der Ahmadiyya gehört der gehobene Bildungserwerb, der schnelle Erwerb der Sprache und der jeweiligen Staatsangehörigkeiten (Gutachter der Bewegung sind inzwischen in gerichtlichen Asylverfahren zugelassen und befinden über die eigenen Glaubensbrüder!) sowie die Propaganda mit Sendungen im eigenen Satellitenfernsehen.

Es würde den Rahmen sprengen, sämtliche mehr als belastenden Sachverhalte zur Ahmadiyya zu nennen, mit denen Meuthen Majonka hätte konfrontieren können – nein: müssen!

Zuletzt hätte Meuthen klären können, was es mit Zitaten auf sich hat, die den Schriften der Ahmadiyya zugeordnet werden, etwa zum Christentum: „Ich bin gesandt worden, um das Kreuz zu brechen, das Schwein zu vernichten.“ Oder zum Judentum: „Ein Kampf mit den ‚Juden’ unserer Zeit wird folgen. Und wer sind diese ‚Juden‘? Sie sind die Anbeter der Äußerlichkeiten, die den Juden vergangener Tage ähnlich geworden sind. Das Schwert des Himmels wird sie zerschneiden, die jüdischen Denkweisen werden vernichtet werden.“